Vinschgau, Reise, E-Bike, E-MTB
Vinschgau: Reise in das E-Bike-Eldorado

Im E-Bike-Eldorado

Vinschgau: Reise in das E-Bike-Eldorado

Das „Biker-Eldorado“ Vinschgau will „das beste Bike-Revier der Alpen“ sein, gleich nach dem Gardasee. Ist das so? bikesport e-mtb hat den Spot mit den 315 Sonnentagen im Jahr für euch gecheckt.
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Den Vinschgern wird von den übrigen Südtirolern nachgesagt, dass sie gern ein wenig übertreiben. Und so war ich ob der Eigenwerbung des „Biker-Eldorado Latsch“, das beste Bike-Revier der Alpen zu sein, zunächst doch etwas skeptisch. Aber wie groß die Touren-Vielfalt im Vinschgau tatsächlich ist, zeigt sich schon an den unterschiedlichen Kunden des Bikeshops „Maxx Bike-Eldorado“ in Latsch, wo wir uns mit Guide Martin treffen: Da rollen Transalp-Einsteiger auf der Via Claudia daher, Hochgebirgs-Downhiller kommen in voller Montur vom Eisjöchl herunter, Fotografen fragen nach dem Shuttlebus zum Holy-Hansen-Trail, Bike-Redakteure nach der Auffahrt zum Monte-Sole-Super-Trail.

Und Maxx-Chef David Gorfer weiß: „Der Tross der Bike-Transalp macht regelmäßig hier Station, im Herbst kommen jedes Jahr Tausende Biker und Dutzende Hersteller aus aller Welt zum Mountainbike-Testival in Latsch. Das muss doch einen Grund haben, oder?“

Diesen Grund wollen wir nun also gründlich recherchieren … Aber erstmal ein wenig eingrooven, mit den doch etwas anderen E-Mountainbikes. Gelegenheiten, ausgiebig für die Trails zu üben, bietet ein Bikepark in der Nähe unserer Unterkunft, der netten „Pension Sachsalber“ in Tarsch. Auf Initiative des „Biker-Eldorado“ Latsch und mit finanzieller Unterstützung des bikenden Landesrat Thomas Widmann konnte dort im Herbst 2005 Süd­tirols erster Bikepark eröffnet werden. Der Parcours: Ein kurzer Speedtrail mit ­Tables und Sprüngen, ein Steilkurven-Trail, Brücken und Rampen, Wippen und Buckel, dazu etliche weitere Hindernisse – ideal, um sich an die schweren E-Bergräder zu gewöhnen.

Die vielen Gesichter des Vinschgau

Zurück in die Unterkunft. Roman Schwienbacher, Chef der Pension Sachsalber, ist Trailscout und Verantwortlicher für das Wege-Projekt in Latsch. So  kennt er dort jeden Trail und empfiehlt uns als erste Tour am nächsten Tag den legendären Monte-Sole-Trail. Wir starten über Latsch und Kastelbell zu den Platzhöfen und weiter ins Bergdorf St. Martin im Kofel, auf 1740 Metern. Man kann es mit der neuen Seilbahn, oder mit dem Bike, direkt erreichen. Wir kurbeln über die kleine Teerstraße mit unseren E-Mounties nach oben. Hier stehen die „steilsten“ Bergbauernhöfe der Alpen, wie der Oberkaser Hof, mit traumhaftem Blick auf den gegenüberliegenden Nationalpark und die Ortler-Gruppe mit mehr als fünfzehn 3000er-Gletscher-Gipfeln.

Mit fast jedem Höhenmeter erlebt man ein anderes Gesicht des Vinschgaus: Kastanien-Haine, Weingärten und Apfelwiesen am Fuß des Sonnenbergs, steppenartige Vegetation weiter oben, grüne Wiesen und Weiden rund um die Höfe und oberhalb von St. Martin dann die typischen Lärchenwälder. Auch von oben ist ein prima Panorama geboten: Der Blick schweift talabwärts bis zum Meraner Kessel, gegenüber auf das Vigil-Joch und weit hinein ins Martell-Tal. Auf 1400 Metern angelangt geht‘s in den Trail, erst wurzelig, dann sandig, gelegentlich felsig und durchaus fordernd. Am Ratschill-Hof stärken wir uns bei Bäuerin Heidi mit ihrem weithin gerühmten Kaiserschmarrn, und nehmen den zweiten Teil des Monte-Sole-Trails in Angriff. Über die Annaberger Böden geht´s flowig und mit herrlicher Aussicht über eine Hängebrücke zu den Stoaner Mandeln (Steinmänner), schließlich über Forstwege und leichtere Trails an Schloss Annaberg und Goldrain vorbei nach Latsch zurück.

Vinschgau, Tour, E-MTB

Das Vinschgau rund um Latsch hat Trails in allen Schwierigkeitsgraden zu bieten – hier eine Fels-Passage auf dem Monte-Sole-Trail am Sonnenberg.

Biker-Traum Vinschgau: Ein Riesen-Netz aus Wegen

Mein erster Eindruck: Verwachsene Forstwege durch schöne Mischwälder und über vielfältige Bergwiesen, im Hintergrund schroffe Bergketten und leuchtende Gletscher – das „Biker-Eldorado“ Latsch hat schon was Spezielles. So verlaufen alle Trails auf der Nordseite im Stilfser-Joch-Nationalpark. Beim Blick auf die Karte zeigt sich das riesige Netz aus Touren und Trails in allen Schwierigkeitsstufen (die zudem größtenteils auf GPS erfasst sind):  Von extremen Trail-Varianten wie am Eisjöchl (2908 m) oder Madritsch-Joch (3217 m) über flowige Trails wie Monte Sole oder „Holy Hansen“ bis zum „Well-Biking“ auf der alten Römer-Straße Via Claudia Augusta ist alles möglich.

Nächster Tag, nächste Tour – der „Holy Hansen“-Trail steht an: Wir rollen am Radweg bis Göflan, verlassen die Via Claudia, schrauben uns auf einem Forstweg bis zum Haslhof. Immer wieder queren wir den „Holy Hansen“-Trail, auf gut 1500 m Höhe erreichen wir den Einstieg in den wohl flowigsten Downhill im Vinschgau: schnelle Kurven, flotte Anlieger, kleine  Kicker, weite Runden. Hier kann man es immer wieder einfach mal laufen lassen. Auf halbem Weg wechseln wir auf den Zweier-Trail zum Wiebenhof – Mittagsrast mit leckerer Brotzeit.

Vinschgau, Tour, E-MTB

Im Herbst sind die Trails im Vinschgau nicht nur sonnig, sondern auch farbig – und durchaus anspruchsvoll.

Mit aufgefüllten Speichern trailt es sich auf den folgenden Waalwegen (schmale Pfade neben alten Bewässerungskanälen, typisch im Vinschgau) noch besser. Dann die finale Abfahrt über die Trails am Nödersberg, weiter über einen alten Karrenweg nach Allitz, und über den Leitenwaal ins „Marmor-Dorf“ Laas, bekannt für seinen besonders weißen Marmor. Hier gibt´s in einem netten Café am sonnigen Dorfplatz einen Espresso, dazu wunschweise leckeren Kuchen und/ oder ein isotonisches Sportgetränk (vulgo Weißbier;-). Schließlich rollen wir auf der Via Claudia zwischen Obstbäumen über Morter entspannt zurück nach Latsch.

Lago d’Iseo: Reisetipp der bikesport-e-mtb

Vinschgau

Schwierigere Passagen sind bei etlichen Vinschgauer Trails immer wieder mit Zäunen gesichert – für ein besseres Bike-Gefühl.

Vinschgau: 315 Sonnentage im Jahr, sehr wenig Niederschläge

Apropos sonnig: Der Vinschgau ist eine der niederschlagsärmsten Regionen der Alpen mit über 315 Sonnentagen im Jahr. So gibt´s am Nordhang fast den ganzen Winter über schneefreie Wege, ideal zum Biken im Frühjahr und Herbst.

Im Sommer locken dort herrlich schattige Touren, Trails und Almen. Am Sonnenberg gibt´s viele packende Singletrails, vorbei an schönen Bergbauernhöfen: Egg-Hof, Platztair-Hof, Platzmair-Hof, Ratschill-Hof – alles urige Buschenschänken, mit leckeren Brotzeiten aus heimischen Produkten, verrät unser Guide. Müssen wir bei Gelegenheit noch auschecken … Schade, dass es schon vorbei ist. Und es bleibt zum Abschluss festzustellen, dass die Vinschger zumindest in Sachen Mountainbike in ihrer Region nicht übertreiben: Das Vinschgau ist eine echte Entdeckung – und wir haben gerade mal reingeschmeckt. Macht Appetit auf mehr…

Vinschgau

Touren auf dem Vinschgauer Sonnenberg bieten nicht nur viel Abwechslung am Bike, sondern auch ein großartiges Panorama – hier der Blick auf den Nödersberg und ins Martell-Tal.

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