Fazua. Story
Fazua: Firmenporträt des Mountainbike-Antriebs-Herstellers aus München

Die Fazua-Story

Fazua: Firmenporträt des Mountainbike-Antriebs-Herstellers aus München

Ein leichter Antrieb für sportliche Fahrer – einer, der die Spitzen wegnimmt und ansonsten die Sportlichkeit im Mountainbiken belässt – das ist Fazua aus München. Wir blicken hinter die Kulissen des Antriebs-Start-Ups.
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Noch 2017 hätte man glauben können, dass Bosch und Shimano den E-Mountainbike-Markt unter sich aufgeteilt hätten. Andere Antriebe fristeten ein Nischendasein, und das, wo sie doch nach den großen Marktanteilen strebten. Das kleine Münchner Start-Up Fazua war damals noch kaum jemandem ein Begriff. Heute aber statten sie unter anderem innovative und vor allem leichte E-Mountainbikes mit ihrem Antrieb aus. Wir haben uns mit den Gründern zum Firmenrundgang und zur Ausfahrt in Ottobeuren bei München getroffen.

Persönliche Beziehungen

Doch fangen wir vielleicht etwas persönlicher an. Meine Beziehung zu Fazua ist es nämlich durchaus – also persönlich. Es war ein lauer Abend auf der Eurobike 2016. Mit einigen Kollegen streiften wir nach einer Standparty auf dem Weg zu unseren Zelten durch die Hallen. Kurz vor dem Ausgang begegneten wir Michel – damals schon ein Kollege aus dem DAV Lehrteam. Er erzählte uns, dass er für einen kleinen Antriebshersteller hier sei – Fazua. Ich freute mich seine Begeisterung zu sehen und seinen Enthusiasmus – er erzählte uns von dem Antrieb, seinen Vorzügen und wie die Messe für sie lief. Ich wünschte ihm aufrichtig Erfolg mit der Unternehmung – überzeugt war ich allerdings nicht. 2016 war das Jahr, in dem auf der Eurobike jede Menge kleiner Firmen ihre Antriebe vorstellten. Meist waren es Nischenprodukte und Namen, die heute niemand mehr kennt. Bei Fazua war es anders.

Nur ein Jahr später machten sie in der Szene groß von sich reden – in unter 36 Stunden bezwangen Flo Vogel und Markus Schulte-Lünzum im Projekt Focus 36 die Alpen – mit Fazua-Antrieb. (Bericht in Ausgabe 1-2018)

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Fazua: Von Huskys und Hip-Hop

Gut 18 Monate nachdem ich Michel auf der Eurobike begegnete und zum ersten Mal von Fazua hörte, fahre ich auf das Firmengelände – passenderweise direkt neben Airbus in Ottobrunn im Münchner Süden. Dieses Gelände sieht nicht mehr nach kleinem Start-Up aus, nicht mehr nach Mitarbeiter Nummer 6, der Michel damals war, sondern nach stetem Wachstum und einer Erfolgsgeschichte.

Wir werden dennoch sehr familiär begrüßt und von Michel, sowie CFO Fabian durch das Lager in die Produktion geleitet. Gut gelaunte, und vor allem internationale Mitarbeiter prägen hier das Bild. Zur guten Stimmung trägt wohl vor allem Husky-Welpe Rudy bei. Die Produktion startete hier vergangene Woche erst wieder. Man hatte aus den Erfahrungen des letzten Standortes gelernt und nachgebessert – zehn mal mehr Antriebe in der Woche als im letzten Jahr sollen auf diese Weise die Produktion verlassen – man erahnt das Ausmaß des Wachstums. Die Qualität bleibt dabei allerdings nicht auf der Strecke – eine moderne End-of-Line-Prüfung sorgt für gleichbleibende Qualität, denn alle Antriebe durchlaufen am Ende der Produktion denselben Prüfstand.

Auch hier fällt die gelassene Stimmung auf. Fabian bringt es auf den Punkt: „Wir bieten mindestens die gleiche Qualität wie die großen Antriebshersteller, aber der Sound ist bei uns besser.“ Mit Sound meint er die Hip-Hop Beats, die durch die Produktion hallen. Die Mitarbeiter haben hier gemeinsam den richtigen Takt gefunden.

Alte Bekannte und Provisorien

Zwei Stockwerke weiter oben befinden sich Verwaltung, Verkauf, Service und R&D. Viele Büros sind erst zurückhaltend ausgestattet – der Umzug vor wenigen Wochen zeigt sich auch hier noch. Dazu hat die Festivalsaison begonnen, so dass ein Teil der Verwaltung immer schon auch unterwegs ist. Ganz einrichten wird man sich nach und nach.

Da der Besprechungsraum belegt ist, gehen wir in Bernhards Büro. Eine Besprechung findet dort allerdings gerade nicht statt, sondern der wöchentliche Deutsch-Unterricht. Fazua beheimatet Mitarbeiter aus vielen unterschiedlichen Ländern. Hatte man sich zu Beginn noch auf Englisch als Firmensprache geeinigt, machte der Anstieg der Mitarbeiter in der Produktion einen Wechsel zu Deutsch notwendig. Dazu bietet der Vater einer Mitarbeiterin, ein pensionierter Deutschlehrer, zweimal die Woche freiwilligen Deutschunterricht an.

Doch zurück zum Antrieb und hinein in Bernhards Büro. Bernhard ist Mitarbeiter Nummer 16, Michels Bruder und auch ein Kollege aus dem DAV Lehrteam. Er ist einer der Vertriebsmitarbeiter und wie alle anderen Bike-Enthusiast. Begeistert erklärt er uns die Vorteile des Antriebs – die Entkoppelung, das Gewicht und vor allem seine Einsatzzwecke. Vor allem in Rennrädern und leichten Race-Mountainbikes wird der evation Antrieb, so heißt er, aktuell verbaut.

Fazua: Unterstützung für aktive Sportler

Es ist eine Unterstützung für aktive Sportler, die ihr Profil auf diese Weise etwas glätten wollen, die aber auch weiterhin ohne großen Widerstand über 25 km/h fahren möchten. Bereits 2016 auf der Eurobike erzählten mir einige Produktmanager, dass sie für den urbanen Bereich gerne ein leichtes E-Bike anbieten würden – eins mit weniger Reichweite und weniger Power, dafür so leicht, dass man es auch mal in den zweiten Stock tragen kann.

Damals scheiterten sie noch an der Realität – Käufer wollten Reichweite und Leistung. Mittlerweile gibt es aber auch für eine spezialisierte Lösung, wie den evation Antrieb einen großen Markt. Dass er ausgerechnet über das E-Rennrad kommen würde, hätte sich Erfinder Hannes nicht gedacht. Den Antrieb hatte er ursprünglich für das Mountainbike entwickelt.

Testrunde im Unterhachinger Park

Nach so viel Büro und Innenraum entschließen wir uns noch eine Runde zu drehen. Die Münchner Isartrails hat man hier zwar nicht vor der Haustür, doch in Richtung Unterhaching lässt es sich ziemlich gut biken. Ich nehme ein firmeneigenes E-Mountainbike, Bernhard schnappt sich kurzerhand den E-Crosser. Mit kindlicher Begeisterung fahren wir die sanften Hügel bergauf und -ab. Es ist ein ganz harmonisches, natürliches Fahrgefühl – ohne Anstrengung geht es hier nicht und doch hält man selbst am Berg die Geschwindigkeit sehr leicht.

Bernhard ist begeistert vom E-Crosser – er fährt ihn heute zum ersten Mal. „Für uns ist es immer wieder spannend zu sehen, welche Räder unsere Kunden mit unserem Antrieb umsetzen – und so wie sich der E-Crosser fährt, denke ich, wird das ein spannendes Einsatzgebiet.“ Diese Offenheit für neue Einsatzgebiete und die Unterstützung bei der Umsetzung machen Fazua aus, vor allem aber ist es wohl die Begeisterung der Mitarbeiter für das Produkt und vor allem für den Einsatzzweck. Denn am Schluss soll es schließlich Spaß bringen, und zwar möglichst vielen Menschen.

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