Umfrage, Gefederte Sattelstützen
Neue Umfrage: Gefederte Sattelstützen

Umfrage zu Gefederten Sattelstützen

Neue Umfrage: Gefederte Sattelstützen

Seit einigen Tagen schon können Sie in der »aktuellen Umfrage« Ihre Meinung zu Federstützen einbringen. Der folgende Text, entnommen aus unserem umfangreichen Federstützentest in der Juli-Ausgabe der »bike sport news« (7/2002, S. 98-101), bietet Ihnen die wichtigsten Hintergrundinformationen.
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Wieso viel Wirbel um Federstützen? Sind die nicht lediglich etwas für bandscheibengeschädigte Weicheier? – Aber wussten Sie, dass beim Biken an der Lendenwirbelsäule Beschleunigungen bis zum Achtfachen des Normalgewichts auftreten? Das kann auf Dauer verheerende Auswirkungen haben – besonders für Hardtailfahrer. Federsattelstützen sind eine einfache Möglichkeit, Abhilfe zu schaffen und das Biken körperschonender zu machen. Damit nicht Sie zum Schluss das »rückgratlose Weichei« sind!

Reduzierung der Belastungsspitzen um bis zu 28 Prozent

Da waren selbst die Wissenschaftler um Dr. Froböse von der Deutschen Sporthochschule Köln erstaunt, als sie bei der Transalp Challenge durch Messungen im Bereich der Lendenwirbelsäule Beschleunigungen von bis zu 8 g (entspricht dem achtfachen des Normalgewichts) feststellten. Doch bei Laboruntersuchungen fanden sie auch heraus, dass sich diese Belastungsspitzen durch Federsattelstützen am Mountainbike um bis zu 28 Prozent reduzieren lassen, bei Citybikes sogar bis zu 68 Prozent.

Hauptvorteil: Komfortgewinn

Die beiden Diagramme (Photos: Diagramm 1 und 2) zeigen die Belastungen (Beschleunigung) auf den Körper, gemessen an der Lendenwirbelsäule, mit und ohne Einsatz einer Airwings Federstütze. Der Test wurde mit einem Citybike auf einer Straße mit großen Unebenheiten durchgeführt. Dabei wurden bis zu 68 Prozent (abhängig vom Gewicht der Testperson) Reduzierung der Erschütterungen gemessen. Diese höhere Reduzierung als bei einem Mountainbike erklärt sich durch das kleinere Federungsvermögen der Citybike-Reifen, so dass der Federstütze hier mehr Arbeit zukommt.

Teleskop- oder Parallelogrammstützen?

Die einfachere Bauweise ist sicher die der Teleskopstützen. Denn das bietet sich durch die Rohrform der Sattelstütze geradezu an. Parallelogrammstützen sind zwar optisch nicht jedermanns Sache, haben aber den Vorteil einer optimalen Einfederungsrichtung entsprechend der Belastungsrichtung eines Schlages. Während bei Teleskopstützen die Gefahr des Verkantens und damit des schlechteren Ansprechverhaltens besteht, kommt dies bei Parallelogrammstützen nicht vor. Deshalb haben sich einige Hersteller nun für Teleskopstützen die Möglichkeit von Linearkugellagern zu Nutze gemacht, die diesen Nachteil ausbügeln und zudem ein sehr sensibles Ansprechen ermöglichen. Bei Teleskopstützen verändert sich beim Einfedern der biomechanisch wichtige Abstand zwischen Kurbel und Sattel. Bei Parallelogrammstützen ändert sich vor allem die Cockpitlänge zwischen Lenker und Sattel, was biomechanisch nicht so unvorteilhaft ist. Allerdings sind diese Vor- und Nachteile eher theoretischer Natur, da die Einwirkungen nicht immer maximal und zeitlich auch nicht von langer Dauer sind. Man muss sich allerdings einige Zeit daran gewöhnen und die Sattelstütze optimal auf seine Bedürfnisse einstellen. Das gilt für Fullys aber genauso.

Einstellungssache

Als Federelemente finden Elastomere, Stahlfedern, Gasfedern (zur Unterstützung) und bei der in Deutschland nicht erhältlichen White Brothers Stütze nur Luft Anwendung. Die Federhärte und damit der Komfort kann durch Austausch verschieden harter Elastomere oder Stahlfedern an Körpergewicht, Fahrweise und Komfortempfinden angepasst werden. Eine Vorspannungsänderung verschiebt nur den Arbeitsbereich der Federung und dient so zur Feinanpassung, vor allem auch zur Einstellung des Negativfederwegs. Gute Erfahrungen haben wir mit einer Federhärte gemacht, bei der durch das normale Aufsitzen zirka ein Viertel bis ein Drittel des Federwegs in einen Negativfederweg umgewandelt wird, aber bei harten Schlägen gerade noch nicht durchschlägt. Geringe Nachkorrekturen können durch die Vorspannung erfolgen. Das Ausfedern erfolgt dann am Ende des Federwegs weniger abrupt. Airwings und Sitting Bull zügeln das ungedämpfte Ausfedern zusätzlich durch einen integrierten Öldämpfer, was gerade sportliche Fahrer als positiv empfinden. Alle Hersteller bieten die Stützen in den üblichen Durchmessern und verschiedenen Längen an. Nicht so übliche Durchmesser können durch Hülsen ausgeglichen werden. Wichtig ist, dass die Hülse mindestens bis zur Unterkante des Oberrohres reicht und der Mindesteinstecktiefe der Stütze entspricht. Bei Sattelklemmungen mit Rasterung kann es manchmal schwierig sein, die ideale Sattelausrichtung zu erzielen.

Fully oder Federstütze?

Diese Frage kann man so eigentlich nicht stellen. Eine Federstütze kann ein Fully nicht ersetzen. Dessen Vorzüge liegen neben dem Komfortgewinn vor allem in den fahrtechnisch besseren Werten, die sich durch einen gefederten Hinterbau mit seinen geringeren ungefederten Massen erreichen lassen. Einige Nachteile von Fullys (Gewicht, Defektanfälligkeit, Wartung, Einfedern im Wiegetritt, Ketten- und Antriebsreaktionen) können sich allerdings die Federstützen positiv auf der Habenseite verbuchen lassen. Der Hauptvorteil von Federstützen ist vor allem der Komfortgewinn. Man kann damit ein Hardtail wesentlich verbessern, ohne dass man sich damit nennenswerte Nachteile ans Bike schraubt. Zudem lässt sich mit einem Federstützenbike auch dort noch kurbeln, wo man beim Hardtail bereits federnd in den Pedalen stehen muss. Die Federung schont außerdem die Kondition, da die Muskeln nicht so viel Halt- und Stützarbeit leisten müssen, um Stöße abzufangen. Und sie schont die Sitzregion ebenso wie die Wirbelsäule – ein oft weit unterschätzter Gesundheitsaspekt. Das Zusatzgewicht durch Federstützen hält sich in Grenzen. Die leichte Ritchey WCS Sattelstütze wiegt rund 250 Gramm. Die getesteten Federstützen sind demnach um 127 (USE) bis 711 Gramm (Airwings) schwerer als ungefederte Kandidaten. Für die Federstützen muss man zwischen rund 35 und 170 Euro auf den Tisch legen, ein Fully bekommt man für diesen Mehrbetrag aber noch lange nicht.

Testfazit

Wenn man sich nach intensiven Testfahrten mit den Federstützen auf ein hinten ungefedertes Hardtail setzt, trifft es einen im wahrsten Sinne des Wortes wie ein Schlag. Denn plötzlich hämmern wieder alle Stöße ungefiltert in den Rücken. Die kleinen Zauberstäbe verrichten spürbar eine gute und sinnvolle Arbeit. Für sportliche Fahrweisen wie Cross-Country, Marathons oder knackige Touren sind die Airwings Extrabike II, die Cane Creek und die Sitting Bull erste Wahl. Die Airwings ist zwar kein Leichtgewicht, stellt aber momentan die technische Spitze bei den Teleskopstützen dar. Die Sitting Bull ist eine ausgereifte, leichtere Teleskopstütze, bei der sich durch die Öldämpfung ein sehr geschmeidiges Federungsverhalten ergibt, und die Cane Creek ist eine leichte, extravagante Parallelogrammstütze mit sehr guten Federungseigenschaften.

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