E-Trail-Hardtails, Test
E-Trail-Hardtails im Test: Sieben Bikes von 3499 bis 3999 Euro

E-Trail-Hardtails im Test: Hard Rock

E-Trail-Hardtails im Test: Sieben Bikes von 3499 bis 3999 Euro

E-Trail-Hardtails erlauben flinke Kletterpartien auch in steilem Gelände und verheißen eine reiche Trailausbeute bergab. Wir haben sieben Bikes im Bikepark Geißkopf die Sporen gegeben.
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Wow – über 35 Jahre sind bereits vergangen, seitdem das allererste Serienmountainbike an den Start rollte, um vom sonnigen Kalifornien aus die Radwelt zu erobern. Erstaunlicherweise hat sich bis heute – trotz des mächtigen Erfolgs von Fullys, die mit top Fahrwerken gegen jedwede Geländefiesheit gewappnet sind – das Hardtail behauptet. Ein direktes, kerniges Fahrgefühl zeichnet es aus; ein Rad, dessen starres Heck jeden Pedaltritt (einen steifen Rahmen vorausgesetzt) fast unmittelbar in Vortrieb münzt. Wo man auf ein fehlerverzeihendes, traktionsschaffendes Fahrwerk verzichtet, will eine anspruchsvollere Abfahrt umso engagierter erarbeitet sein. Dies schließlich bildet einen zentralen Reiz des Hardtail-Mountainbiking. Wir blicken nun auf E-Trail-Hardtails.

E-Trail-Hardtails mit frischem Wind

Diese bringen nämlich frischen, elektrischen Wind ins bekannte Hardtail-Konzept: E-Trail-Hardtails mit Motor. Gleich mehrere erstklassige Abfahrten kurz hintereinander tätigen, links, rechts durch schnelle Anlieger fegen und sich echten, fahrtechnischen Herausforderungen stellen, solange man noch gut bei Atem ist? Her damit!

Dabei stellen die sieben E-Trail-Hardtails eine adäquate Unterstützung dar. Den Bikes im Testfeld mit einer Preisspanne von 3500 bis 4000 Euro gemein: Sie zielen mit robuster Ausstattung, (meist) breitem Lenker, Gabelfederwegen von 120 bis 140 mm sowie absenkbarer Variostütze auf top Fahrspaß bergab und -auf. Für möglichst ausgewogene Uphill- und Downhill-Fahrfertigkeiten müssen die Bikes mit einer Geometrie gezeichnet sein, die den E-Biker im Idealfall jederzeit effektiv unterstützen. Denn treten muss man auch auf dem E-MTB.

Überblick: Diese E-Trail-Hardtails haben wir getestet

Marke Modell UVP Prädikat
Flyer Uproc 2 6.30Testbrief 3999 Euro
Focus Bold² 29Testbrief 3999 Euro
Haibike SDuro Hard Seven 8.0Testbrief 3499 Euro
Haro Subvert I/O 9Testbrief 3999 Euro
Merida E-Big Trail 800Testbrief 3899 Euro Allround-Tipp
Mondraker E-Vantage R+Testbrief 3999 Euro Downhill-Tipp
Orbea Wild HAT 30 29Testbrief 3748 Euro

E-Trail-Hardtails: Viel Schubkraft, nur etwas Unmut

Apropos Treten: Die Beinarbeit wusste jeder der vier im Testfeld vertretenen E-Motoren – neben den beiden Platzhirschen Bosch (Performance CX) und Shimano (Steps E-8000), der Panasonic X0 und der PW-X von Yamaha – mit starker Motorkraft effektiv zu unterstützen. Allen vier Antrieben ist gemein, dass sie in der Eco-Motorstufe auf dauerhaft steilen Anstiegen überschaubaren Motorschub bereitstellen. Vorausgesetzt, man will den Uphill-Fahrspaß auch tatsächlich erleben und über steile Bergaufstufen flink hinweg pedalieren.

Dass dabei, Motorunterstützung hin oder her, ein leichteres Bike vorteilhaft ist, demonstriert exemplarisch das Bold2 29 von Focus. Mit 20,3 Kilo lässt sich der 29er auch bei intensiver Kraxelei angenehm leichtfüßig bewegen. Zum geringeren Gewicht des Bikes trägt zwar entscheidend der leichtere Akku mit vergleichsweise geringen 378 Wattstunden bei, aber: Das Gewicht des Bold2 weist in die (Gewicht-)Zukunft des E-Hardtails mit Gewichten von unter 20 Kilo.

E-MTB-Modus

Besonders flüssig am Berg zu bewegen – und deswegen bei allen Testfahrern beliebt – sind der zugkräftige Trail- und E-MTB-Modus von Shimano respektive Bosch.

Deren kraftvolle, dynamisch an der eingebrachten Tretleistung orientierte Unterstützung bringt den Biker durch die meisten Fahrsituationen ziemlich souverän. Einzig in extrasteilen Passagen oder etwa, wenn die Kräfte rapide zu Ende gehen, greift man gern auf die höchsten Unterstützungslevels zurück. Boost (Shimano), Turbo (Bosch), High (Panasonic) und Extreme (Yamaha) sorgen für in manchen Situationen vorteilhaften Extraschub.

Nach wie vor agiert hierbei Bosch‘ Turbo-Modus besonders schubstark, aber auch der Yamaha-Motor erweist sich in stärkster Motorstufe als spritzig. Darauf muss sich der E-MTB-Einsteiger durchaus erst einlassen. Störend war das Nachlaufen des Panasonic-Motors am Flyer: Etwa vor engen Serpentinen gilt es, dies einzukalkulieren, will man nicht in die Bremsen greifen. Obgleich nicht schwerwiegend, müssten bei hohem Tempo und wuchtigen Fahrbahnstößen rüttelnde Akkus wie am Flyer und Haibike nicht sein – zumal sie hier und da die Konzentration stören.

Überdies fiel auf, dass der kleinere 378-Wh-Akku am Focus deutlich früher erschöpft war als die Konkurrenz. Für schwere Fahrer, die den Akku stärker beanspruchen oder E-Biker, die gern viele Höhenmeter überwinden, ist der optionale Zweitakku fürs Focus deshalb interessant.

E-Trail-Hardtails: Sehr unterschiedliche Charaktere

Wie vielschichtig das Thema E-Trail-Hardtail ausgestaltet ist, zeigt das Testfeld. Von stark tourenlastigen Bikes wie dem Haro, Haibike und Flyer bis hin zu echten Abfahrtsprofis à la Mondraker reicht die Auswahl. Wo Erstere auf höhenmeterreichen Touren punkten, läuft das Mondraker in schwierigen Abfahrten zur Topform auf.

Das spanische Bike, dessen Geometrie mit langem Hauptrahmen und kurzem 30-mm-Vorbau auffällt, beweist: Das Konzept Hardtail lässt sich erfrischend neu denken! Ermutigt von der kaum erschütterbaren, laufruhigen Mondraker-Geometrie, bergab an seine Grenzen zu fahren – das hat was! Tolle Allroundeigenschaften auf unterschiedlich anspruchsvollen Trails sprechen fürs Orbea, Focus und Merida. Dem Orbea und Merida gelingt dabei das kleine Hardtail-Künststück, obendrein recht komfortabel zu sein – auf langen Touren ein spürbarer Vorteil.

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