E-Tourenfullys, Test
E-Tourenfullys im Test: Sieben Bikes von 3299 bis 4799 Euro

E-Tourenfullys im Test: Die glorreichen Sieben?

E-Tourenfullys im Test: Sieben Bikes von 3299 bis 4799 Euro

bikesport e-mtb hat sieben E-Tourenfullys kräftig die Sporen gegeben, sie auf unterschiedlichen Trails auf ihre Qualitäten hin geprüft. Welcher Charakter überzeugt, wer kann was am besten?
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Fürs Abenteuer gemacht sind sie: E-Tourenfullys. Und weil ein Mountainbike-Abenteuer, das liegt in der Natur der Sache, nicht immer exakt so verläuft, wie geplant oder dort endet, wo erwartet, müssen E-Tourenfullys unbedingt eines sein: verlässliche, treue Partner. Ihre Geometrie sollte derart gestaltet sein – Stichwort steiler Sitzwinkel –, dass der Biker im Zusammenspiel mit dem E-Motor satten Druck aufs Pedal bringt.

Auf diese Weise sind auch lange Bergauf-Eskapaden möglichst kraftsparend und spielerisch zu meistern. Damit nicht genug, muss sich der E-Tourer auch im Downhill beweisen, sollte dabei leicht zu kontrollieren sein.

Ein ausreichend flacher Lenkwinkel um die 67° kann für Bergabfreuden sorgen. Freilich im Idealfall mit einer traumhaft feinfühligen, satten Federung verknüpft. Und weil eine Tour bisweilen fast tagfüllend sein kann, ist ein leichtes, dynamisch zu bewegendes Rad erstrebenswert. Immerhin muss es trotz des Motorschubs noch pedaliert sowie manövriert werden – nach einigen Stunden Fahrzeit spürt man ein schweres Rad durchaus.

E-Tourenfullys: Variantenreiches Testfeld

Das siebenköpfige Testensemble im Preisbereich von 3300 bis 4800 Euro hat die Redaktion in drei Gruppen unterteilt: Den Einstieg in den Tourenspaß bilden die beiden Twentyniner E-Ninetrailray von Newcomer R Raymon und das in Italien erdachte Thok – beide mit 3300 Euro Kaufpreis finanziell attraktiv. Die mittlere Gruppe formiert das Trio aus dem neuen KTM-29“-Tourer Macina Chacana 293 sowie den beiden mit voluminösen 27.5“-Plus-Reifen besohlten Modellen von Giant und Moustache.

Das teuerste Testduo im Preisbereich von 4500 bis 4800 Euro bilden die motorisierte Version des klassischen Cube-Tourenfullys, das Stereo Hybrid 120 TM500, als exklusive HPC-Carbonvariante mit gewichtsoptimiertem Kohlefaser-Hauptrahmen und das von Scott für 2019 neu geschaffene Strike eRide 920. Auch die E-Tourer von Cube und Scott rollen auf großen 29“-Reifen ins Gelände.

E-Tourenfullys: Diese Bikes haben wir getestet

Marke Modell UVP Prädikat
R Raymon E-Ninetrailray 7.0Testbrief 3299 Euro
Thok MIG-STTestbrief 3299 Euro Uphill-Tipp
Giant Stance E+ 0Testbrief 3999 Euro Downhill-Tipp
KTM Macina Chacana 293Testbrief 4099 Euro
Moustache Samedi 27 Trail 4Testbrief 4199 Euro Allround-Tipp
Cube Stereo H. 120 HPX TM 500Testbrief 4499 Euro
Scott Strike eRide 920Testbrief 4799 Euro

E-Tourenfullys: Technische Highlights

Das zwischen dem spritzigeren E-Fully Spark eRide und dem mit viel Downhill-Kompetenz beseelten Genius eRide angesiedelte Scott Strike eRide wartet mit einer Besonderheit auf.

Wer nämlich breite 2.8“-Plus-Pneus im Strike für gesteigerten Fahrkomfort den montierten 29“-Reifen vorzieht, kann das tun – Aluchassis und Fox-Gabel erlauben den Umbau. Als wertiges Upgrade bietet Cube gegen 100 Euro Aufpreis das neue Bosch-Kiox-Display für sein Stereo Hybrid 120 HPC TM500 an. Elegant ins Vorbaudesign integriert, eine sinnvolle Ergänzung zum futuristischen Look des 29“-Bikes, an unserem Testrad nicht montiert.

Akku ins Unterrohr teilintegriert

Dass auch Alurahmen in der Carbonära verzücken, demonstriert das französische Moustache mit metallicblau funkelndem Chassis. Dieses ist faszinierend gut verarbeitet und mit Details wie der konsequent vor Kettenschlag geschützten Kettenstrebe versehen. Chapeau!

Wie man den Akku ästhetisch einwandfrei ins Unterrohr teilintegriert, führt das Moustache ebenfalls vor; die Vollintegration des Energieträgers gelingt am KTM und Cube optisch aufregend.

E-Tourenfullys: Besonderheiten bei Thok und Giant

Eine eigene Idee zur Akkuplatzierung führt der italienische Newcomer Thok – die Marke existiert erst seit 2017 – gegen die Konkurrenz ins Felde. Der vorm Unterrohr befestigte Shimano-Akku ist nicht nur rasch demontiert, sondern erzeugt auch einen tiefen, günstigen Schwerpunkt, der lebendiges Handling und starke Laufruhe des MIG-ST erklärt.

Das Giant schließlich ist das einzige Testbike, das ohne ein Lenkerdisplay zur Kontrolle der momentan aktiven Motorstufe sowie des Akkustandes auskommt. Ersatzweise zeigt die Ride-Control-Einheit von Giant diese beiden essentiellen Informationen über kleine Leuchtdioden an. Etwas genauer hinsehen heißt es hier, will man korrekt informiert sein, für die Testcrew ging das aber in Ordnung. Nicht zuletzt deshalb, weil somit kein womöglich großes Display im Sturzfall Schaden nimmt.

Wer übersichtlich seine Tourendaten checken will, verbindet sein Smartphone mittels kostenloser Giant-Ride-Control-App und Bluetooth-Verbindung mit seinem Stance E+, liest dann komfortabel den Akkustand ab oder hat Einblick auf zurückgelegte Touren. Darüber hinaus kann der Giant-Besitzer per App den Charakter der Unterstützungsstufen in gewissem Rahmen individuell anpassen.

Kritikpunkte am Testfeld der E-Tourenfullys

Den Fahrspaß auf Tour schwächten technische Feinheiten der sieben Testprobanden an der ein und anderen Stelle. Apropos Giant: Der Q-Faktor, der Abstand der beiden Kurbelarme zueinander also, fällt am Stance E+ 0 recht groß aus.

Hintergrund: Der in Kooperation mit Yamaha entwickelte Giant-Motor Syncdrive Sport baut recht breit. Dies hat zur Folge, dass die Beine nicht in idealer Tretposition zum Rad stehen und sich das Pedalieren nicht immer sehr natürlich anfühlt.

KTM-Tourer mit Vollgasmentalität

Gleiches erlebten die Testfahrer im Sattel des R-Raymon-Twentyniners – auch hier arbeitet ein großzügig bemaßter Yamaha-Mittelmotor. Für Verwunderung an ganz anderer Stelle sorgte das Thok: Die schmalen, dünnwandigen Maxxis-Pneus funktionieren an einem leichtem XC-Hardtail auf trockenem Untergrund.

Fürs schwerere E-MTB, dessen hohes Eigengewicht das Risiko für Reifenpannen erhöht, sind sie ungeeignet. Zudem ist die Reifentraktion dürftig!

Am KTM-Tourer überzeugte die Vollgasmentalität des Bosch-Performance-CX-Motors.  Allerdings leidet das Handling vor allem in technischen Downhills, bedingt durch den langen Vorbau. So verlangt das Rad in fiesem Gelände maximalen Körpereinsatz.

Und der Antrieb …?

Die Marktmacht der Bosch-Motoren im E-MTB-Segment zeigt dieser Test exemplarisch. So motorisiert der leistungsstarke Performance CX neben dem KTM Moustache, Cube und Scott. Hier wie da, gefällt der gleichbleibend starke Motorschub im E-MTB-Modus. Dieser bleibt in den meisten Fahrsituationen intuitiv kontrollierbar.

Dem Bosch ebenbürtig ist der japanische Shimano-E-8000-E-Antrieb. Er fasziniert durch den mittleren Trail-Modus, der stets kontrolliert auf Pedaldruck reagiert und konstant kräftigen Rückenwind beschert. Typisch E8000er: Im Boost-Modus schiebt der Antrieb super schwungvoll, will der Einsatz der Beinkraft wohldosiert sein, möchte man beispielsweise nicht über enge Serpentinen bergauf hinausschießen.

Dagegen geizt der Yamaha PW-SE am R Raymon E-Ninetrailray 7.0 bei intensivem Pedaldruck respektive hoher Trittfrequenz mit der Motorunterstützung. Deutlich kraftvoller im steilen Anstieg agiert der Giant-/Yamaha-Antrieb Syncdrive Sport. Sein Manko: Bei sportlich hoher Trittfrequenz fällt der bis dahin starke Schub noch vor Erreichen der 25 km/h-Marke spürbar ab, obgleich der Motor weiter antreibt.

E-Tourenfullys im Test: Fazit

Der Test illustriert, wie unterschiedlich die Hersteller das E-Tourenfully interpretieren. Während das spaßig-verspielte Giant mit schluckfreudigem 130/120-mm-Fahrwerk mindestens ebenso Action- Trailfully wie adäquates Tourenbike ist, präsentieren sich KTM und R Raymon als gemäßigtere Tourenfullys für weniger heftiges Gelände.

Den goldenen Schnitt zwischen Höhenmeter liebendem Touren- und wildem Trailfully bildet das angenehm sportive Thok mit top Handling. Den agilen Tourer mit spritzigem Vortrieb stellt das Cube dar. Dass vom Federweg nicht automatisch auf Charakter und Einsatzschwerpunkt zu schließen ist, zeigt das Scott. Sein 140-mm-Komfortfahrwerk dient als Sicherheitsreserve, weniger dazu möglichst schnell bergab zu fetzen.

Das auf 2.8“ breiten Plus-Reifen rollende Moustache Samedi 27 Trail 4 schließlich krönt sich zum Tourenstar, der sehr gute Up- und Downhillqualitäten vorbildlich miteinander in Einklang zu bringen weiß.

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